Seit über 100 Jahren ein Museum der Stadt
Das Stadtmuseum Oldenburg blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es wurde vor gut 100 Jahren von einem privaten Kunstsammler gegründet. 1910 machte der Oldenburger Kaufmannssohn Theodor Francksen seine private Kunst- und Geschichtssammlung öffentlich zugänglich. 1914 vererbte er seinen Kunstbesitz und seine beiden Villen der Stadt Oldenburg und verband dieses Erbe mit der Verpflichtung, aus der privaten Sammlung ein städtisches Museum aufzubauen. Seitdem hat sich das Stadtmuseum, das zunächst Heimatmuseum genannt wurde, stetig weiter entwickelt.

© Stadtmuseum
Der Stifter Theodor Francksen und seine Sammlung
Theodor Francksen wurde als Sohn eines reichen Kaufmanns am 2. April 1875 in Oldenburg geboren. Sein Gesundheitszustand – er war unheilbar an Tuberkulose erkrankt – nötigte ihn, sein nach dem Abitur aufgenommenes Jura-Studium zu beenden und nach Oldenburg zurückzukehren. Im Haus seiner verstorbenen Eltern widmete er sich von da an seinem Kunst- und Geschichtsinteresse und begann, eine Sammlung kunst- und kulturhistorischer Objekte anzulegen.
Präsentation der Sammlung
Zunächst richtete Theodor Francksen das Wohnhaus seiner Eltern neu ein. Da das elterliche Haus die Sammlungen schließlich nicht mehr aufnehmen konnte, erwarb er 1908 die Nachbarvilla des Kaufmanns Jürgens. Er ließ sie durch einen Zwischentrakt mit der Francksen-Villa verbinden und präsentierte nun seine Kunstschätze und seine Sammlung zur Stadtgeschichte in eigens dafür hergerichteten Räumen. Ab 1910 waren die Räume als privates Museum für interessierte Besucherinnen und Besucher geöffnet.

© Stephan Meyer-Bergfeld
Nach dem Tod des Museumsgründers und dem Übergang in städtischen Besitz 1915 entwickelte sich das Museum zunächst kaum weiter. Während der Weltkriege und bis weit in die Nachkriegszeit wurde das Haus lediglich ehrenamtlich geführt. So hielt zunächst Helene Knoche, langjährige Hausdame von Theodor Francksen, den Bestand zusammen. Nach ihrem Tod 1938 übernahmen mit Karl Orth und Otto Müller zwei pensionierte Schulrektoren in Folge die ehrenamtliche Museumsleitung.
Weiterentwicklung zum Stadtmuseum
Erst 1956 übernahm dann mit Wilhelm Gilly der erste hauptamtliche Wissenschaftler die Aufgabe, das Museum neu zu ordnen und weiterzuentwickeln. Gilly verfolgte die von Theodor Francksen angestrebte Grundkonzeption weiter, sodass die beiden Villen des Museumsgründers nach einer Grundrenovierung 1975 weiterhin ein nach Themenräumen geordnetes Ensemble bildeten.
Durch den Bau der sogenannten Neuen Galerie konnten ab 1968 auch Wechselausstellungen gezeigt werden. Mit dem Bau eines weiteren Gebäudeteils, dem Saal der Claus-Hüppe-Stiftung, wurde die Ausstellungsfläche für Sonderausstellungen 1995 noch einmal vergrößert. Der Hüppe-Saal verbindet räumlich den modernen Gebäudekomplex mit den historischen Villen. Seit Mitte der 1980er Jahre wurde in einer weiteren Villa, die sich den beiden anderen anschließt, zudem eine Ausstellung zur Stadtgeschichte präsentiert.

© Stadt Oldenburg
Modernisierung und Neuausrichtung
Nach langjährigem Museumsbetrieb macht sich das Stadtmuseum Oldenburg nun auf den Weg, das Stadtmuseum zu modernisieren und die Aufgaben und Ausrichtung des Hauses zu verändern. Ziel ist es, das Museum stärker zu öffnen und zu einem Ort des gesellschaftlichen Austauschs und der Begegnung zu machen. So soll das Stadtmuseum ein Ort werden, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stadt stärker als bisher diskutiert werden.
Im Mai 2021 wurde das Museum für den Um- und Neubau geschlossen. Die Neue Galerie wurde abgerissen und an ihrem Standort ein neues Museumsgebäude errichtet. Sowohl die Villen als auch der Hüppe-Saal sind nicht von dem geplanten Abriss betroffen. Das neue Konzept bezieht aber den gesamten Standort mit ein.
Sammlungsgeschichte
Kern der Sammlung ist die private kunst- und kulturhistorische Sammlung des Museumsgründers Theodor Francksen (1875-1914).
Francksen erwarb unter anderem eine umfangreiche Grafik-Sammlung. Neben Porträts und topografischen Blättern sammelte er der damals aktuellen Kunstdiskussion entsprechend. Neben rund 100 Blatt japanischer Farbholzschnitte des 18. und frühen 19. Jahrhunderts kamen daher der fast komplette Bestand der Grafik Max Klingers und Francisco de Goyas in die umfassende Sammlung des Museumsgründers. Sie zählt insgesamt circa 7.000 Blätter. Theodor Francksen sammelte aber nicht nur Grafik, sondern auch Antiken, Ostasiatika sowie Gemälde, kunstgewerbliche Objekte und Mobiliar.
Nach dem Tod Francksens wurde das Museum bis weit in die 1950er Jahre hinein lediglich ehrenamtlich geleitet. Eine bewusste und kontinuierliche Sammlungserweiterung fand in dieser Zeit nicht statt, Gegenstände kamen eher zufällig aus verschiedenen Zusammenhängen in den Bestand.
Zunächst keine gezielte Sammeltätigkeit
Mit dem ersten hauptamtlichen Museumsleiter begann erstmals eine Ordnung der Sammlungsbestände nach musealen Kriterien. Das Erfassen eines Großteils der vorhandenen Objekte ließ Sammlungsschwerpunkte und -lücken sichtbar werden. Eine gezielte Sammeltätigkeit blieb allerdings zunächst weiterhin aus. Neben Gemälden und Grafiken regionaler Künstlerinnen und Künstler kamen beispielsweise Münzen, Stadtansichten, militärhistorische Objekte, Silber oder Keramik ins Haus. Eingelagert wurden die Objekte in den Kellerräumen und anderen Leerräumen der Villen des Museumsgründers.

© Gerlinde Domininghaus
Nachlass Bernhard Winters
Über die Jahrzehnte gelangten auch immer wieder kleinere und größere Nachlass-Schenkungen ins Museum. Hervorzuheben ist hier der gesamte Nachlass des Künstlers Bernhard Winter (1871-1964). Mit dessen Tod kamen Gemälde, Zeichnungen, Möbel, Hausrat, Arbeitsgerät, Bücher und der schriftliche Nachlass ins Stadtmuseum. Der Hauptteil dieser Sammlung wurde bis 2016 im zweiten Teil der Dauerausstellung präsentiert.
Fokus auf Objekte mit lokalem Bezug
Inzwischen wird der Fokus der Sammeltätigkeit auf Objekte mit lokalem Bezug gelegt. Einen wichtigen Bestand bildet dabei beispielsweise das umfangreiche Fotoarchiv, das mittlerweile die Stadtentwicklung Oldenburgs seit den 1860er Jahren gut dokumentiert. Seit der Schaffung eines Grafikmagazins mit dem Bau des Horst-Janssen-Museums im Jahr 2000 und der Einrichtung eines Außendepots im Jahr 2016 konnte zudem die zuvor ungeeignete Lagersituation deutlich verbessert werden.

© Günter Nordhausen

© Peter Kreier
